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Energy for peace

Energy for peace – erstes Tandem-Investitionsprojekt in Deutschland und Afghanistan

Während bei den vorangegangenen Projekten stets Spendengelder in die Finanzierung von deutschen Windkraft- oder Photovoltaikanlagen eingebunden wurden, um dann aus den jährlichen Erträgen Partnerprojekte in benachteiligten Auslandsregionen zu finanzieren, strebte „Energy for Peace“ erstmals eine Parallel-Investition von Kapitalgebern an: das innovative Tandem-Investitionskonzept war geboren.
Die Idee zu diesem Projekt entstand im Februar 2003 anlässlich des damals noch drohenden Irakkriegs: in dieser Situation wurde besonders augenscheinlich, dass die Wahl der Ressourcen
zur Energieerzeugung nicht allein Auswirkungen auf Klimaschutz, Wirtschaft und gerechte Entwicklungschancen hat, sondern bei unausgesetzter Nutzung von Erdöl auch kriegstreibend wirkt.

64 Personen investierten 300.000 Euro, und zwar parallel in eine 850 kW Windkraftanlage (85 %)
in Deutschland und ein kleines Unternehmen für erneuerbare Energietechnologie in Kabul (15 %). Die beiden Projekte sind wirtschaftlich so miteinander verknüpft und kalkuliert, dass den InvestorInnen selbst bei einem vollständigen Verlust des im Risikoland Afghanistan investierten Geldes eine akzeptable finanzielle Rendite bleibt – der vielfache Gewinn für Klimaschutz, heimische Wirtschaft sowie gerechte Entwicklung und Friedenssicherung in Afghanistan ist so oder so gesichert.

Windkraftanlage in Münster-Amelsbüren

Seit September 2004 produziert das sogenannte „Friedenswindrad“ jährlich über 1 Millionen kWh klimaneutralen Strom.

Auch hier basierte die Finanzierung nicht ausschließlich auf 85 % des Beteiligungskapitals und einem
Darlehen der GLS Gemeinschaftsbank, sondern zu einem kleinen Teil auch auf der Einbindung von Spenden.

Die daraus resultierenden jährlichen Erträge kommen im Laufe der zwanzigjährigen Betriebszeit verschiedenen Partnerprojekten zugute.
Standort der 850 kW Windkraftanlage ist Amelsbüren südlich von Münster – wer dort z.B. von der A1 aus zwei Windkraftanlagen sieht, unterliegt keiner Sinnestäuschung, vielmehr dreht sich das Friedenswindrad im Gleichtakt mit dem „artverwandten“ Schülerwindrad.

world-energy-school

Produktionsbetrieb in Kabul – Partnerschaft auf Augenhöhe

15 % des Beteiligungskapitals wurden in den Aufbau einer Entwicklungs-, Produktions- und Vertriebsstätte für erneuerbare Energie-Technologie in Kabul/Afghanistan investiert.
Hier wurden mehrere Jahre lang kleine Windräder, Solarleuchten, Solarstationen für kleine Dörfer, Schefflerspiegel und verschiedenste solar betriebene Haushaltsgeräte produziert.

Motor, verantwortlicher Produktentwickler und Geschäftsführer des Betriebes ist der Maschinenbau-Ingenieur Mohammad Sabur Achtari, der über langjährige Erfahrungen als Projektleiter in Afghanistan verfügt.
Die Entwicklung der verschiedenen Geräte erfolgte in enger Abstimmung mit DorfbewohnerInnen im ländlichen Raum, um sie gezielt auf deren Bedürfnisse zuzuschneiden.

Die Tandem-Investition sorgte in Afghanistan für nachhaltige, gerechte wirtschaftliche Entwicklung: Menschen, deren Arbeitsplätze in diesem kriegsgeschüttelten Land sonst von unregelmäßig fließenden und schließlich versiegenden Spendengeldern abhängig waren, arbeiteten nun in einem wirtschaftlich nachhaltig organisierten Betrieb. Die hergestellten Produkte sorgen in der besonders benachteiligten ländlichen Region Afghanistans für immer neue Entwicklungsmöglichkeiten; viele der produzierten Geräte erleichtern vor allem die Lebensbedingungen von Frauen, die spürbare Entlastung von bislang kräftezehrender Hausarbeit eröffnet ihnen Raum für mehr Teilhabe an Bildungsmaßnahmen und öffentlichem Leben.

Nicht nur spenden, sondern investieren – die fairPla.net-Philosophie

Wohl nicht von ungefähr hieß dieses Projekt mit vollständigem Namen
„fair-Pla.net – Energy for Peace“:
es enthielt nicht nur den Keim für die Idee des Gemeinsamen Wirtschaftens
für dreifachen Gewinn, der sich die fairPla.net eG verpflichtet fühlt, sondern
auch gleich den treffenden Namen dazu.

Die ersten Betriebsjahre in Kabul verliefen vielversprechend: Produkt-Nachfrage höher als erwartet, mehrere große Aufträge von Krankenhäusern und Schulen und enormer Bedarf an den zusätzlich angebotenen Serviceleistungen (viele, vor allem ausländische Firmen beschränken sich darauf, in Afghanistan importierte Solartechnologie zu verkaufen, ohne sich um Wartung und Reparatur zu kümmern).

Nach dem hervorragenden Start der kleinen Firma konnte das Ziel einer langfristig tragfähigen Struktur jedoch nicht erreicht werden – doch nicht etwa aufgrund mangelder Nachfrage, fehlender Liquidität oder neuer Kriegshandlungen: ein erstes Handicap errichtete ausgerechnet das von Weltbank, EU und weiteren westlichen Staaten finanzierte National Solidarity Program (NSP), indem es afghanischen Dorfbewohnern kostenlos Solarleuchten und –Module zur Verfügung stellte. Dass solare Technologie sich langfristig rechnet und daher einen geringen Anschaffungspreis wert ist, leuchtete da natürlich nicht mehr ein.

Eine zweite, nicht mehr zu überwindende Hürde stellte die – laut Aussage eines Vertreters der deutschen Botschaft in Kabul „epidemische“ – Zunahme von Korruption unter afghanischen Verwaltungsmitarbeitern dar: ohne Zahlung von Bestechungsgeldern wurden importierte Rohmaterialien nicht von der Zollkontrolle freigegeben, und einflussreiche Bedienstete der Regionalverwaltung durchkreuzten den Vertrieb in den Dörfern, wenn sie nicht finanziell „geschmiert“ wurden.

Unzählige Kleinunternehmen mussten unter diesen Bedingungen ihren Betrieb einstellen. Gott sei Dank konnte Geschäftsfüher Achtari alle 18 Mitarbeiter aufgrund ihrer guten Ausbildung in andere Stellen vermitteln, einige sogar als technische Leiter.

Notgedrungen, aber nicht entmutigt setzt Achtari mit dem deutsch-afghanischen Verein „Afghan Bedmoschk Solar Center“ (ABS) e.V. die begonnene Tätigkeit in einer kleinen Dorf-Werkstatt fort – aufgrund der mehrheitlich afghanischen Mitglieder ist der Verein in der Provinz Wardak fest verankert und wird nicht so leicht Opfer von Korruption.

Die Investoren aus Deutschland haben daher entschieden, das verbliebene Kapital dem Verein für die Ausbildung von jungen Männern zur Verfügung zu stellen: nach erfolgreichem Abschluss ihrer Ausbildung erhalten sie jeweils ein kleines „Startkapital“ in Form von Material und Werkzeug, damit sie wirtschaftlich selbstständig mit Wartung und Reparatur in den Dörfern tätig werden können. In der ersten Phase werden sie dabei mit fachkundigem Rat unterstützt.

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